I struck a match and blew your mind

   Maëlys Bernard   Léon Lazard
am 12.02.2021

Eine aufgebrachte Maëlys stiefelt nachts ohne Handyakku orientierungslos durch ihr Wohnviertel - und trifft dabei auf Léon.


“Ach, weißt du…“ hmpf, Moment, das war nicht der Deal. War okay, wenn sie sich in das Leben anderer einmischte und sinnvolle Hinweise zum Überleben gab, aber sie brauchte das nicht. Schon gar nicht, wenn sie Gaël in die Karten spielten. “Man mischt sich nicht in die Angelegenheiten von Fremden ein.“ Ihr Grinsen mindestens so breit wie sie an den richtig guten Tagen, ja schon klar, sie verstand die Ironie. Deswegen hielt sie jetzt halt auch einfach die Schnauze. Sparte sich, dass das eben doch ziemlich einfach war, so ne beschissene Tasse einfach loszuwerden, ehrlich, die war ja nicht einmal besonders hübsch. Na ja, sei‘s drum.
Ein Blick aus der Balkontür heraus in die Nacht machte Maëlys auch nicht besonders viel klüger. Keine Ahnung… sie zog einfach schweigend an der Zigarette und fragte sich, was das neben ihr eigentlich für ein Mensch war, der auf den ersten Blick irgendwie ein bisschen zu nett, ein bisschen zu nachdenklich wirkte. Konnte aber auch an der Uhrzeit liegen; lag sicher an der Uhrzeit. Jap. Der Rauch zog Schwaden über ihren Köpfen und stieg lautlos zum Himmel auf, hoch, höher, und mit seiner Stimme schnitt Léon einen breiten Spalt in die Stille zwischen ihnen. “Er würde sicher gerne.“ verriet rein gar nichts darüber, wer Gaël eigentlich war. Und hoffentlich wollte er nicht wirklich mit ihrem Bruder schlafen. “Er‘s sowas wie mein Bruder von ‘ner anderen Mum. Aber er hat überhaupt kein Feingefühl und kann ein richtiges Arschloch sein. Er‘s wie son Waschbär, sieht knuddlig aus, aber ist actually richtig, uhm, keine Ahnung; ja.“ Das tiefschwarze Make Up, das er sich als Teenager um die Augen gemalt hat, erinnerte auch tatsächlich ziemlich an einen Wasch- oder Pandabären. “Aber na ja, die besten Menschen sind ja eh eigentlich die, die die schonungslos die Wahrheit sagen, huh?“ Sie lehnte sich zurück, kurz nachdenklich, gegen die halbgeöffnete Türe des Balkons.